Dienstag, 12. September 2017

REVIEW | "Splitterfasernackt" von Lilly Lindner

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Titel: Splitterfasernackt
Autorin: Lilly Lindner
Verlag: Droemer Knaur Verlag (01.07.2013)
Genre: Autobiographie
ISBN: 978-3426784884
Seitenzahl: 400 Seiten







Bevor ich mit der Rezension beginne, ein paar Worte vorneweg:
„Splitterfasernackt“ von Lilly Lindner ist praktisch eine Autobiografie.
Kann man eine Autobiografie bewerten? Wie will man jemandes Leben bewerten, unter welchen Maßstäben und außerdem, man kann sich doch als Außenstehender nicht anmaßen, dem Leben einer fremden Person einfach einen Stempel aufzudrücken und zu sagen: „Fand ich sehr gut“ oder „war mittelmäßig bis schlecht“, oder?
Aus diesem Grund hatte ich ursprünglich nicht vor, eine Rezension zu „Splitterfasernackt“ zu schreiben, aber dann habe ich das Buch gelesen und jetzt muss ich einfach meine Gedanken dazu teilen.
Allerdings habe ich einige meiner üblichen Bewertungskriterien ausgelassen, da man Dinge wie „Charaktere“ oder „Umsetzung“ bei einer Autobiografie nicht bewerten kann.
(Ich würde das ganze Ding hier auch gerne anders nennen als "Rezension", weil es dies im Prinzip nicht ist - aber es gibt einfach kein passenderes Wort (aber ich bin immer offen für Vorschläge!))

Inhalt
Wie gesagt, ist „Splitterfasernackt“ Lilly Lindners Autobiografie, wobei sie selbst in einer Notiz anmerkt, dass das Buch zwar auf ihren eigenen Erfahrungen basiert, „die eine oder andere Begebenheit sich tatsächlich anders zugetragen haben mag“.
Im Wesentlichen schildert Lilly ihr Leben im Alter zwischen 6 und etwa 23, wobei sie sehr viele unschöne Erfahrungen machen muss: Vergewaltigungen, Magersucht, das Leben als Prostituierte,… wenn man als Leser denkt, es geht nicht mehr schlimmer, setzt das Schicksal in Lillys Leben immer noch einen drauf.
Insgesamt ist das, was sie im Buch erzählt, und das kann man nicht anders ausdrücken, einfach krass. Schockierend. Und erschreckend real.

Schreibstil
Lilly Lindner hat eine Art an sich, mit Worten umzugehen, die mich als Leser unglaublich verblüfft.
Ich fand ihren teilweise bildhaften und teilweise auch merkwürdig ironischen Schreibstil wunderschön - sie beschreibt die schrecklichsten Dinge mit einer Wortgewalt, die unbeschreiblich unter die Haut geht und den Leser nicht besser hätte mitfühlen lassen können, was die Autorin erlebt.
Natürlich kann man ihre Erfahrungen nie so nachvollziehen und mitfühlen, wie sie diese erlebt hat, aber besser hätte man es einfach nicht beschreiben können – durch die Ausdruckskraft des Schreibstils wird das Buch beängstigend real.

Emotionen
„Splitterfasernackt“ hat mich aufgewühlt, wie es kein Buch je konnte.
Es ist schon furchtbar, über Vergewaltigung zu lesen und über Magersucht. Aber die Tatsache, dass die Schilderungen auf tatsächlichen Erfahrungen basieren, hat das Ganze noch viel schlimmer gemacht.
Wenn ich daran denke, fühle ich immer noch den Hass auf die Männer, über die Lilly schreibt und mir kommen immer noch die Tränen bei dem Gedanken, was ihr angetan wurde.
Gleichzeitig bewundere ich sie dafür, dass sie es geschafft hat, ihre Geschichte auf so eine berührende Weise in Worte zu fassen.
Ich kann eigentlich überhaupt nicht ausdrücken, wie sehr das Buch mir unter die Haut ging.
Ich glaube, man kann das nur nachvollziehen, wenn man es selber liest.
Und das sollte jeder. So ein wichtiges Thema und ich finde, es wird viel zu oft heruntergespielt und braucht einfach mehr Menschen, die hinschauen.

Insgesamt
Was soll man zu so einem Buch insgesamt noch sagen?
Eine Sache: Lest es einfach.

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