Mittwoch, 16. August 2017

REVIEW | "Vergessene Kinder" von Luna Darko

Inhalt
Zugegebenermaßen gehören Bücher, in denen Drogen- oder Alkoholprobleme oder psychische Störungen eine Rolle spielen, nicht unbedingt zu meinen Lieblingen. Nach „Vergessene Kinder“ habe ich dennoch gegriffen, da ich Luna Darko seit längerer Zeit auf YouTube verfolge und digitale Nomaden gerne unterstütze. Es geht um ein siebzehnjähriges Mädchen namens Pia, das sich noch vor ihrem 18. Geburtstag das Leben nehmen will. Dann jedoch trifft sie Tom, der sie alles noch einmal überdenken lässt und sie fängt an, mehr über sich selbst und das Leben nachzudenken.

Bildquelle: *

Umsetzung
Nur von diesem Klappentext ausgehend, klingt „Vergessene Kinder“ wie diese typische Geschichte, die man schon tausend Mal in irgendeiner Form gelesen hat: Mädchen ist verzweifelt, Mädchen trifft Jungen, Junge rettet Mädchen, Mädchen und Junge leben glücklich bis an ihr Lebensende. Doch „Vergessene Kinder“ ist so viel mehr als das.
Am Ende stellte ich fest, dass es vordergründig überhaupt nicht so sehr um diesen Aspekt ging, um die Liebesgeschichte zwischen Pia und Tom, die sich zwangsläufig (und eben sehr typisch für Jugendromane) entwickelt, sondern vielmehr um die philosophischen Fragen und moralischen Debatten, die in dem Roman abgehandelt werden und für die die Autorin auch auf ihrem YouTube-Kanal bekannt ist. Damit wurde meiner Meinung nach die Idee sehr gut umgesetzt; was schnell hätte kitschig werden können, wurde stattdessen zu einem Augen öffnenden, harten, aber realen und trotzdem auf eigene Weise wunderschönen Roman. 

Schreibstil
Ebenfalls der Schreibstil hat mich vollkommen überzeugt: Luna hat eine sehr reale Art zu schreiben, bildhaft und rhetorisch auf der einen Seite, gleichzeitig aber auch unverblümt und echt. Untermalt – im wahrsten Sinne des Wortes – wird die Geschichte durch eigens für den Roman designte Sticker und Emojis, Zeichnungen und Fotos, die man im ganzen Buch finden kann. Auf diese Weise wird der Leser auch visuell auf Pias und Toms Emotionen eingestimmt und das Buch bekommt eine persönlichere, besondere Note.

Charaktere 
Ich kann nachvollziehen, dass manche Menschen mit Pia und Tom, den Protagonisten, so ihre Probleme hatten. In ihrer beider Leben spielen Drogen eine große Rolle und besonders Pia wird als kaputt dargestellt; ihre Sicht auf die Welt und das Leben ist teilweise sehr depressiv und morbide. Natürlich kann man dies kritisch beurteilen, da es sicher triggernd wirken kann, ihre Gedanken zu lesen und das Buch deshalb auch für jüngere Leser eher ungeeignet ist, aber nun, was soll ich sagen? Das Buch – und das weiß man spätestens, wenn man den Klappentext gelesen hat – erzählt nun mal keine Wohlfühl- und Friede, Freude, Eierkuchengeschichte. Meiner Meinung nach wurden die Charaktere, Pia mit ihren Stimmungsschwankungen und in ihrer Andersartigkeit und Tom als ihr ruhiger Gegenpol, sehr gut gezeichnet. Nichts wurde beschönigt und das ist genau das, was dieses Buch ausmacht.

Emotionen 
Ich glaube, es ist unmöglich, „Vergessene Kinder“ zu lesen, ohne in irgendeiner Weise emotional berührt zu werden. Das Buch hat mich auf eine Weise mitgerissen, die ich so noch nie erlebt habe – es war nicht so spannend, dass ich es nicht mehr zur Seite legen konnte und es war auch nicht voller überraschender Wendungen, die einen mit offenem Mund zurückließen. Vielmehr hat es mich nachdenklich gemacht; teilweise musste ich es beiseitelegen und erst einmal darüber grübeln; und es hat mich auch unglaublich berührt.

Insgesamt
Eine Leseempfehlung für alle, die mal etwas Besonderes lesen wollen und nicht nach einer überzogenen Kitschgeschichte suchen. Mich hat Luna Darko vollkommen überzeugt und ich freue mich auf weitere Bücher!



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